Schubert: Winterreise
Tue, Jan 16
|Haus Sonnenberg
Markus Schäfer und Tobias Koch mit Schuberts Winterreise: Ein musikalischer Paukenschlag als Eröffnung der Konzertserie.
Time & Location
Jan 16, 2018, 7:30 PM
Haus Sonnenberg, Oberer Heuelsteig 15, 8032 Zürich, Switzerland
About the event
Über die Künstler
Markus Schäfer studierte Gesang und Kirchenmusik in Karlsruhe und Düsseldorf bei Armand McLane. Nach dem Besuch des Opernstudios am Opernhaus in Zürich gab er dort sein Debüt und erhielt sein erstes Engagement. Es folgten Stationen als Ensemblemitglied an der Hamburgischen Staatsoper sowie an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf. Gastspiele und Konzertreisen führten ihn an viele der bedeutendsten Philharmonien, Opernhäuser und Festivals. Der lyrische Tenor hat sich insbesonders in Opernpartien des Mozart-Fachs, als Evangelist in den Passionen Johann Sebastian Bachs sowie in den grossen Oratorien des 19. Jahrhunderts einen hervorragenden Ruf erworben. Als Liedinterpret feierte Markus Schäfer grosse Erfolge u.a. in New York (Lincoln Center), in Wien, bei den Schubertiaden Feldkirch und Schwarzenberg, Wigmore Hall in London und Heidelberger Frühling. Zahlreiche preisgekrönte CD-Aufnahmen sowie Rundfunkproduktionen dokumentieren das breite Spektrum seines Könnens, das neben Barockmusik, klassischen und romantischen Werken auch Uraufführungen zeitgenössischer Musik beinhaltet. Seine besondere Liebe gilt dabei der historisch informierten Aufführungspraxis. Seit 2008 ist Schäfer Gesangsprofessor an der Hochschule für Musik, Tanz und Medien Hannover. (www.tenor-markus-schaefer.de)
Tobias Koch Mit Entdeckungsfreude und unvoreingenommener Vielseitigkeit dem Geheimnis des Klanges nachspüren, das ist das musikalische Credo von Tobias Koch. Als einer der vielseitigsten Musiker seiner Generation faszinieren ihn besonders die Ausdrucksmöglichkeiten historischer Tasteninstrumente. Auf Cembalo, Clavichord, Hammerflügel, Orphika, Orgel, Pedalflügel und romantischem Konzertflügel spielt er ebenso unorthodox wie lebendig jede Art von Musik. Eine umfassende musikalische Laufbahn führt ihn durch ganz Europa. Als Solist, Kammermusiker und Liedbegleiter gastiert er bei bedeutenden Festivals, darunter Schleswig-Holstein Musikfestival, Verbier Festival, Chopin-Festival Warschau. Lehrtätigkeit an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, regelmässige Meisterkurse an deutschen Musikhochschulen, an internationalen Sommerakademien in Verbier und Montepulciano, Rundfunk- und TV-Produktionen, Publikationen zu Aufführungspraxis, Rhetorik und Musikästhetik runden seine musikalische Tätigkeit ebenso ab wie inzwischen mehr als 25 CD-Aufnahmen. Vom unwiderstehlichen Klang alter Klaviere magisch angezogen, widmet Tobias Koch seit Jahren international erfolgreich seine Konzerttätigkeit exklusiv historischen Instrumenten. (www.tobiaskoch.eu)
Über das Werk
Winterreise op. 89, D 911 ist ein Liederzyklus, bestehend aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier, den Franz Schubert im Herbst 1827, ein Jahr vor seinem Tod, komponierte. Die Texte stammen von Wilhelm Müller (1794-1827), der aus Dessau kam. Franz Schubert wurde von den Gedichten unmittelbar angesprochen und vertonte sie im Todesjahr Wilhelm Müllers.
„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’ ich wieder aus“ – mit diesen Versen beginnt die „Winterreise“, einer der bekanntesten Liederzyklen der Romantik, mit dem Schubert eine Darstellung des existentiellen Schmerzes des Menschen gelang. Im Verlauf des Zyklus wird der Hörer immer mehr zum Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise. Das Werk Müllers kann auch als politische Dichtung begriffen werden, in der er seine von den Fürsten enttäuschte und verratene Vaterlandsliebe thematisiert.
Innerhalb des Zyklus lässt sich kein durchgehender Handlungsstrang erkennen. Es handelt sich eher um einzelne Eindrücke eines jungen Wanderers. Auf den 24 Stationen seines passionsgleichen Weges ist er zunächst starken Stimmungsgegensätzen von überschwänglicher Freude bis hin zu hoffnungsloser Verzweiflung ausgesetzt – von Schubert durch den häufigen Wechsel des Tongeschlechts verdeutlicht –, bevor sich allmählich eine einheitliche, jedoch vielfältig schattierte, düstere Stimmung durchsetzt.
Im Ausklang des Zyklus trifft der Wanderer auf den Leiermannn, der frierend seine Leier dreht, aber von niemandem gehört wird. Die Melodie erstarrt hier zur banalen Formel, das musikalische Leben hat sich verflüchtigt und das Gefühl scheint aus einem verloschenen Herzen entwichen zu sein – und doch gelingt Schubert in dieser Szenerie unendlicher Hoffnungslosigkeit hier eines seiner anrührendsten und gleichzeitig schlichtesten Lieder.
Mit der Frage „Willst zu meinen Liedern deine Leier dreh’n?“ endet die „Winterreise“. Manche sehen in diesem Lied die Kunst als letzte Zuflucht dargestellt, andererseits wird der Leiermann, dem der Wanderer sich anschließen will, auch als Tod gedeutet. Eine dritte Deutung sieht in der „ewigen Leier“ den Ausdruck der Qual eines hoffnungslosen, aber immer fortdauernden Lebens.
Schubert und Müller sind sich persönlich nicht begegnet und ob Müller vor seinem Tode 1827 von Schuberts Vertonungen erfuhr, ist nicht nachweisbar. Erste Aufführungen: 10. Januar 1828, Musikverein, Wien.